LIEBE LESERINNEN UND LESER!
MIT DIESEM SCHÖNEN FRÜHLINGSGEDICHT VON BARTHOLD HEINRICH BROCKES WÜNSCHE ICH IHNEN SOWIE IHREN FAMILIEN UND FREUNDEN EIN FROHES OSTERFEST!
INNBRUCK / APRIL 2020 (Foto: Martina Helberger |
Fruͤhlings-Betrachtung.
DJe Zweige, die noch geſtern leer,
Die ſcheinen itzo recht, als ob in einer Nacht
Der jungen Blaͤtter gruͤne Pracht
Vom Himmel drauf geregnet waͤr’.
Auf andern liegt es voll, als waͤren weiſſe Ballen
Vom zarten Schnee darauf gefallen.
Hier ſcheint der Bluͤhte Schnee die Blaͤtter zu verſtecken,
Dort ſcheint das gruͤne Laub der Bluͤhte Schnee zu decken.
Es war das junge Laub ſo klar,
Und zeiget’ ein ſo lieblich Gruͤn,
Zumalen wenn die Sonn’ auf deſſen Seite ſchien,
Daß alles, was man ſah, ſo gar
Durchſichtig und durchleuchtig war.
Durchleuchtig iſt das Laub, durchleuchtig iſt die Bluͤhte,
Durchleuchtig Gras und Kraut.
Daher bezaubert itzt faſt alles, was man ſchaut,
Das menſchliche Gemuͤte.
Es ſcheint, ob woll’ auf allen Zweigen
Kein irdiſches, ſo gar ein geiſtigs, Gruͤn ſich zeigen.
Man ſieht durch die belaubt- doch noch geſeh’nen Aeſte
Den glaͤnzenden Sapphir der Feſte.
Die Klarheit der durchſtral’ten Blaͤtter
Jſt das was uns bey heiterm Wetter
An der aufs neu belaubten Welt
So ſehr ergetzt, ſo wol gefaͤllt.
Die Urſach’ iſt leicht zu ergruͤnden,
Da auf dem zarten Laub ſelbſt mit des Himmels Licht
Die ird’ſchen Farben ſich verbinden,
So, daß ein jedes Blat, wodurch die Sonne ſtral’t,
Den Augen groͤſſ’re Luſt verſchafft,
Die ſcheinen itzo recht, als ob in einer Nacht
Der jungen Blaͤtter gruͤne Pracht
Vom Himmel drauf geregnet waͤr’.
Auf andern liegt es voll, als waͤren weiſſe Ballen
Vom zarten Schnee darauf gefallen.
Hier ſcheint der Bluͤhte Schnee die Blaͤtter zu verſtecken,
Dort ſcheint das gruͤne Laub der Bluͤhte Schnee zu decken.
Es war das junge Laub ſo klar,
Und zeiget’ ein ſo lieblich Gruͤn,
Zumalen wenn die Sonn’ auf deſſen Seite ſchien,
Daß alles, was man ſah, ſo gar
Durchſichtig und durchleuchtig war.
Durchleuchtig iſt das Laub, durchleuchtig iſt die Bluͤhte,
Durchleuchtig Gras und Kraut.
Daher bezaubert itzt faſt alles, was man ſchaut,
Das menſchliche Gemuͤte.
Es ſcheint, ob woll’ auf allen Zweigen
Kein irdiſches, ſo gar ein geiſtigs, Gruͤn ſich zeigen.
Man ſieht durch die belaubt- doch noch geſeh’nen Aeſte
Den glaͤnzenden Sapphir der Feſte.
Die Klarheit der durchſtral’ten Blaͤtter
Jſt das was uns bey heiterm Wetter
An der aufs neu belaubten Welt
So ſehr ergetzt, ſo wol gefaͤllt.
Die Urſach’ iſt leicht zu ergruͤnden,
Da auf dem zarten Laub ſelbſt mit des Himmels Licht
Die ird’ſchen Farben ſich verbinden,
So, daß ein jedes Blat, wodurch die Sonne ſtral’t,
Den Augen groͤſſ’re Luſt verſchafft,
Quelle: Link: www.deutschestextarchiv.de/book/view/brockes_vergnuegen02_1727?p=57
Brockes,
Barthold Heinrich: Irdisches Vergnügen in Gott. Bestehend in
Physikalisch- und Moralischen Gedichten, nebst einem Anhange verschiedener
dahin gehörigen Uebersetzungen. Bd. 2. Hamburg 1727.
Buchdeckel der historischen Ausgabe von 1727:
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