Dienstag, 31. Dezember 2019

STERNENLICHT UND NICHT-SEIN



Tschuang-tse lebte im 3. Jahrhundert v. Chr. (ca. 365 v. Chr.-290 v. Chr.) in China. Die von ihm überlieferten Weisheitstexte hat der weltweit anerkannte spirituelle Meister und Religionsphilosoph Thomas Merton (1915–1968) unter dem Titel Sinfonie für einen Seevogel. Weisheitstexte des Tschuang-tse ausgewählt und neu erzählt. Besonders interessant erscheint mir der folgende Dialog.


Sternenlicht und Nicht-Sein
Sternenlicht fragte Nicht-Sein: "Meister, existierst du oder existierst du nicht?"
Sternenlicht bekam keine Antwort, deshalb machte es die Augen ganz weit auf und wartete darauf, dass Nicht-Sein sich den Blicken zeigte.
Sternenlicht spähte angestrengt in die tiefe Leere, in der Hoffnung, Nicht-Sein komme doch einmal zum Vorschein. 
Sternenlicht wartete einen ganzen Tag lang, aber es war nichts zu sehen. Sternenlicht horchte, aber man hörte keinen Laut. Sternenlicht streckte die Hand aus, aber die griff ins Leere. 
Am Ende rief Sternenlicht: "Das ist ES!
Es ist doch das, was am weitesten weg ist!
Wer könnte es erreichen?
Die Abwesenheit des Seins kann ich begreifen,
doch wer begriffe die Abwesenheit des Nichts?
Wenn nun über alldem hier Nicht-Sein IST, 
wer könnte es begreifen?"

Tschuang-tse: Sternenlicht und Nichtsein. In: Thomas Merton: Sinfonie für einen Seevogel. Weisheitstexte des Tschuang-tse. Freiburg im Breisgau u. a. (= Verlag Herder) 1996, S. 102.

Samstag, 23. Februar 2019

GEGEN DAS VERGESSEN - Gedenkstättenexkursion der siebten Klassen


Am 22. und 23. Feber besuchten wir das ehemalige Konzentrationslager Mauthausen und den Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim. Während zur Zeit des Nationalsozialismus in Mauthausen die Inhaftierten auf grausamste Art und Weise misshandelt und ermordet worden sind, ist Schloss Hartheim vor allem als Ort der Tötung behinderter Menschen bekannt geworden. 

Im Gedächtnispark von Mauthausen betrachteten wir Skulpturen, die an die verschiedenen Nationalitäten erinnern, denen die Opfer angehörten. Einen besonders bedrückenden Eindruck machte auf uns der anschließende Besuch der Baracken und der Gaskammern. Außerdem gaben uns die Mitarbeiter/innen der Gedenkstätte aufschlussreiche Hintergrundinformationen zum „Alltag“ im KZ und zu den unfassbaren Verbrechen, die dort verübt wurden.

Im Häftlingslager Mauthausen sind zwischen 1938 und 1945 etwa 195.000 Menschen interniert gewesen. 4500 Juden fanden den Tod in der Gaskammer, mindestens 95.000 Inhaftierte starben an den Folgen der Zwangsarbeit in den anliegenden Granitwerken und den unmenschlichen Arbeits- und Haftbedingungen sowie an der mangelhaften Ernährung.

Am zweiten Tag besuchten wir Schloss Hartheim. Das ehemalige Pflegeheim wurde von den Nazis zu einer der sechs Euthanasieanstalten im Deutschen Reich umfunktioniert.  Auf Grund des massiven Widerstandes seitens der Kirchen ließ Hitler am 4. August 1941die „Aktion T4“ einzustellen. Allerdings setzte er das Euthanasieprogramm in Form der industriellen Vernichtung von Menschen fort.


Wir sind uns bewusst, dass die Besichtigung der Tatorte des Holocaust im KZ Mauthausen und in der ehemaligen NS-Euthanasieanstalt Schloss Hartheim (1940–1944) das Ausmaß der unfassbaren Verbrechen und Morde der Nationalsozialisten für uns erst wirklich erfahrbar machen konnten und einen unverzichtbaren Beitrag zur Gedächtniskultur darstellen. Die Biografien und Fotos in den Gedächtnisausstellungen in Mauthausen und Hartheim verdeutlichen, dass hinter den auf Tafeln und Glaswänden festgehaltenen Namen der Opfer zahlreiche tragische Einzelschicksale stehen. 

Weitere Informationen und Fotos zu diesem Thema finden Sie unter dem